Oktober 2020
Diese Frage wird mir im Moment nahezu täglich gestellt. Im Raum stehen Themen wie: „Kommt der Coach virtuell dem Coachee „nah“ genug, um alle Sinneseindrücke in den Coachingprozess einfließen lassen zu können?“ „Kann der Coach auch digital die jeweilige Energie mit erspüren und sie besprech- und nutzbar machen?“ „Geht der Prozess am Bildschirm über die rein kognitive Ebene hinaus, passiert da tatsächlich etwas Tiefergehendes?“
Die Antwort lautet salomonisch: Es kommt ganz darauf an.
Oft ist ein „Face-to-Face“-Coaching runder, geht vielleicht auch schneller voran. Aber wenn beispielsweise Coach und Coachee(s) nicht harmonieren oder der Prozess eigentlich nicht gewünscht, sondern vom Unternehmen „verordnet“ ist – dann macht es keinen Unterschied, ob virtuell oder in Präsenz gecoacht wird. Das Coaching wird nicht wirksam sein.
Die Basis: klare Zielsetzungen
Ausschlaggebend ist, dass man sich initial bespricht und sich gemeinsam darüber klar wird, was man erreichen will. Und dann offen und transparent diskutiert, ob das definierte Ziel virtuell oder besser in Präsenz angegangen wird.
Ein intensives „Team-Erlebnis“, das bisher oft und gerne durch Outdoor-Übungen oder Events erzielt wurde, wird im virtuellen Raum nicht wirklich umsetzbar sein können. Sich gemeinsam abzustimmen, wie man zusammenarbeiten will, was wichtig ist auch in Zeiten von Remote, wer welche Aufgaben und Verantwortungen hat, wo aktuell etwas im Prozess nicht klappt – das sind Themen, die man wunderbar und straight virtuell besprechen und lösen kann. Auch wenn manche dazu lieber gemütlich im Stuhlkreis oder an der Konferenztafel zusammensäßen.
Auch Einzelcoachings lassen sich nach meiner Erfahrung hervorragend virtuell durchführen. Zumal die Alternative „Coaching-Spaziergang an der frischen Luft im Park oder Wald“ in der kalten Jahreszeit eher weniger realistisch ist. Typische und aktuell wichtige Coachingthemen, zum Beispiel
„Wie führe ich mein Team in diesen Zeiten, was brauchen die Einzelnen, wie kann ich ein motivierendes und inspirierendes Umfeld auch im virtuellen Kontext gewährleisten?“ habe ich mit meinen Coachees in den letzten Monaten erfolgreich digital bearbeitet.
Beziehung herstellen
Fakt ist: Coaching braucht nicht primär den vertraulichen Meetingraum und das persönliche Gegenüber, um wirksam zu sein. Was, ergänzend zur klaren Zielsetzung, zählt, ist eine gute und vertrauensvolle Beziehung zwischen Coach und Coachee(s) sowie das beiderseitige Interesse, eine gute und tragfähige Lösung zu finden.
Und tatsächlich entsteht und wächst auch im virtuellen Raum Beziehung und Vertrauen – nicht über gemeinsame Erlebnisse, sondern über den gemeinsamen, intensiven Austausch und Vereinbarungen. Das hat sich in den digitalen Coaching-Sessions, die ich zu unterschiedlichen Themen und mit unterschiedlichen Tools durchführe, bewiesen. Im Unternehmens- und Teamkontext wie auch bei Einzelcoachings.
Wie sehen Sie das? Was sind Ihre Erfahrungen? Wenn Sie mögen, tauschen Sie sich mit mir darüber aus.