September 2020
Vor Corona haben sich Unternehmen und Führungskräfte insbesondere damit beschäftigt, ob und wie Führung im Zeitalter von New Work, Agilität und VUKA neu gedacht werden muss.
Unter den aktuellen Herausforderungen, deren Entwicklung und Ende noch nicht absehbar ist, hat dies eine andere Dimension angenommen. Jetzt liegt der Fokus darauf, wie sich Führung angesichts von Home-Office und hybridem Arbeiten erfolgreich gestalten und verwirklichen lässt.
Ist die traditionelle Idee von Führung – einer geht vor, alle anderen gehen mit – tatsächlich komplett überholt? Oder wird sie gerade dann, wenn sich Menschen nicht mehr täglich sehen und direkt zu Themen austauschen können, wieder wichtiger? Oder bedingt gerade das Arbeiten „im virtuellen Raum“ oder in Mischformen einen völlig neuen Umgang miteinander? Was heißt in diesem Kontext eigentlich „führen“?
Das Wichtigste gleich zuerst: Eine „one-fits-all“-Lösung gibt es aus meiner Sicht nicht. Denn sie würde schlichtweg nicht funktionieren.
Individualität ist entscheidend
So einzigartig, wie ein Unternehmen und seine Kultur sind, muss sich auch Führung gestalten – mit oder ohne Corona-Bedingungen.
Es braucht grundsätzlich einen Austausch im Unternehmen, im Team, zu der Art, wie man miteinander umgehen will – ein passgenaues Abstimmen darüber, wie viel traditionelle, aber auch transformationale, servante oder insgesamt situative Führung zielführend ist.
Dann spielt es auch keine Rolle, wie diese Art der Führung heißt und ob sie neu oder „angesagt“ ist. Oder ganz einfach nur passt… Ich bin überzeugt: In unserem „New Normal“ – was auch immer das künftig bedeuten mag – ist es noch wichtiger als vorher, sich ständig miteinander neu zu erfinden und die Erfolgsparameter zu überprüfen.
Das eine Team braucht gar keinen „Treffpunkt Kaffeeküche“, um miteinander gut und konstruktiv im Austausch zu sein. Für andere dagegen mag genau das die ideale Möglichkeit sein, auch mal über Themen außerhalb des gerade Dringlichen zu sprechen. Der eine Mensch braucht spürbare emotionale Nähe, der nächste ist glücklich alleine im Homeoffice, wo Konzentration und Abtauchen in ein Thema „ungestört“ möglich sind.
Menschen erreichen
Entscheidend ist, dass Führungskräfte sich jetzt noch mehr auf die individuellen Anforderungen und Eigenschaften der Menschen im Team einstellen. Dass sie neue Wege suchen, die einzelnen Mitarbeitenden zu erreichen – auch außerhalb der Regelmeetings. Sei es, um perspektivische Themen anzustoßen. Sei es, um eine „kleine Sache“ zu diskutieren. Warum auch nicht öfter „einfach mal so“ anrufen, warum nicht ab und an etwas von sich selbst erzählen. Wer sich selbst öffnet, öffnet auch den Raum für eine neue Intensität und Qualität des Gesprächs. Und des Miteinanders. Probieren Sie es aus.